Die Schwarzpappel als bedeutender Lebensraum und Nahrungsquelle für eine Vielzahl von Lebewesen

Die Schwarzpappel ist bedeutender Lebensraum und Nahrungsquelle für eine Vielzahl von Lebewesen. Insekten, Schmetterlinge und Vögel, aber auch der Elbe-Biber und viele weitere Arten brauchen die Schwarzpappel, um leben zu können. Etwa 10 Prozent der sächsischen Käferarten (400 Arten) und fast 80 Großschmetterlingsarten sowie einige hundert Kleinschmetterlingsarten entwickeln sich in bzw. an Schwarzpappeln. Allerdings sind die wenigsten Arten ausschließlich an diese Baumart gebunden, d. h. monophag. Die meisten Arten leben auch von anderen Pappel- und Weidenarten (oligophagAls ologophag werden Tierarten bezeichnet, die sich von nur wenigen Tier- und Pflanzenarten ernähren.) oder noch unspezifischer von Laubbäumen allgemein (polyphagAls polyphag werden Tierarten bezeichnet, die sich von vielen Tier- und Pflanzenarten ernähren. Sie sind allerdings keine Allesfresser.).

Neben echten Blattfressern, wie dem auffällig rot gefärbten Pappelblattkäfer (Melasoma populi) und

Schmetterlingen, wie dem Kleinen Schillerfalter (Apatura ilia) gibt es Arten, deren Larvenentwicklung im Holz, wie zum Beispiel der Große Pappelbock (Saperda carcharias) oder der Hornissenglasflügler (Sesia apiformis) bzw. unter der Rinde stattfindet, wie beim Stutzkäfer (Hololepta plana). Manche Käferarten entwickeln sich speziell in Knospen (Weidenrüssler Dorytomus longimanus) oder in dünnen Ästen (Zweigrüssler Magdalis nitidipennis) oder im an Rindenverletzungen austretenden Baumsaft (Saftkäfer Nosodendron fasciculare) oder in Baumhöhlen ( Stutzkäfer Dendrophilus punctatus). In der Auwaldökologie spielt die Schwarzpappel aber auch eine große Rolle als Requisit bzw. Baumaterial des Bibers sowie als Höhlenbaum bzw. Quartierbaum für Fledermäuse und Brutbaum für einige in Nisthöhlen brütenden Vogelarten. Der hohle Stubben dient noch Jahrzehnte vielen Arten als Versteck, Unterschlupf oder zur Überwinterung. Die von Holzinsekten verursachten Bohrlöcher im Stamm von Schwarzpappeln können zudem von Wildbienen und Grabwespen als Brutröhre genutzt werden.

Pappelblattkäfer (Chrysomela populi) - Etwa einen Zentimeter ist er groß, frisst an Weiden und Pappeln. Seine Larve frisst innerhalb von drei Wochen Blätter bis auf das Skelett ab. Danach verpuppt sie sich und hängt zehn Tage als Puppe kopfüber an den Blättern, bevor der junge Käfer schlüpft. | Foto: Roland Männel
Männlicher Falter des Pappelschwärmers in typischer Ruhehaltung. | Foto: Bernd-Jürgen Kurze | insekten-sachsen.de

Pappelschwärmer (Laothoe populi)
Dieser nachtaktive Schmetterling hat eine Körperlänge von ca. 3 cm und eine Vorderflügellänge von ca. 4 cm. Er ist überwiegend grau gefärbt und erinnert in seiner Ruhestellung an ein vertrocknetes Blatt. Der Falter kann von Mai bis Ende August beobachtet werden. Die grünen Larven mit einem „Horn“ auf dem letzten Körpersegment werden bis 5 cm groß und fressen an Blättern von Pappeln und Weiden. Dort kann man sie von Juni bis Oktober finden. Eine begehrte Beute des Pirols ist die Raupe des Pappelschwärmers.

Sackträger (Psychidae)
Befinden sich köcherfliegenähnliche Gebilde an Bäumen, Sträuchern oder Gräsern, so handelt es sich meist um die Larven der Psychidae, die in einer Gespinströhre leben und darauf z. B. trockene Halme oder Blattstückchen befestigen. Aus dem Aussehen dieses Sackes und den versponnenen Materialien lassen sich oft Rückschlüsse auf die konkrete Art ziehen. Die Weibchen der meisten Arten sind flügellos. Die zierlichen grauschwarzen Männchen mit Vorderflügellängen meist unter 10 mm und Körperlängen von maximal 7 mm leben nur wenige Stunden und sind schwer zu beobachten.

Auch das Blaue Ordensband (Catocala fraxini) kann sich an Pappeln entwickeln, bevorzugt aber Esche und Eiche. | Foto: Jörg Lorenz | NABU Sachsen

Rotes Ordensband (Catocala nupta)
Mit acht Zentimetern hat der meist bei Nacht fliegende Falter fast die Flügelspannweite eine kleinen Vogels. Er mag sehr gern Obst. Deshalb kochen Forscher spezielle Obstköder, die sie an Bäume streichen, um das Auffinden der Falter zu erleichtern. Im Herbst werden die Eier an der Pappelrinde abgelegt und ab Mitte Juli sieht man den Schmetterling fliegen.

Auch das Blaue Ordensband (Catocala fraxini (Foto)) kann sich an Pappeln entwickeln, bevorzugt aber Esche und Eiche.

Hornissenschwärmer (Sesia apiformis)
Auf den ersten Blick kann dieser tagaktive Schmetterling, der in den Monaten Mai bis Juli auftritt, mit einer Hornisse verwechselt werden. Die durchsichtigen Flügel gaben der ganzen Gruppe den Namen Glasflügler (Sesien). Mit einer Körperlänge von bis zu 25 mm und einer Vorderflügellänge von 22 mm ist er der größte Vertreter der einheimischen Sesien.

Hornissenglasflügler. | Foto: Eva Maria Bäsler

Abendpfauenauge (Smerinthus ocellata)
Bei Gefahr zeigt es ruckartig die sehr groß wirkenden Augen auf seinen Flügeln. Tagsüber sitzt der Falter gut getarnt am Baumstamm, erst am Abend fliegt er los. Besonders auffallend sind seine etwa acht Zentimeter großen Raupen.

Biber (Castor fiber)
Zum Speisezettel des Elbebibers gehören die Zweige der Pappeln, Weiden und anderer Bäume. Dickere Äste und Teile des Stammes verwendet er, um seine „Biberburg“ zu bauen. Kurze, kegelförmig zugespitzte Baumstümpfe mit markanten Nagespuren zeugen von der Anwesenheit des Bibers. Manchmal kommt es vor, dass eine Schwarzpappel plötzlich verschwunden ist und nur noch ein kegelförmig zugespitzter Baumstumpf zu sehen ist.

Der Elbebiber. | Foto: Gottfried Kohlhase
Manchmal kommt es vor, dass eine Schwarzpappel plötzlich verschwunden ist und nur noch ein kegelförmig zugespitzter Baumstumpf zu sehen ist.  | Foto: Jörg Lorenz | NABU Sachsen
Seinen Namen hat der Käfer von einem Trick, mit dem es dem Weibchen gelingt, das Blatt welken zu lassen, um es rollen zu können. Es bohrt den Blattstiel an. Zwei Stunden dauert das Einrollen des Blattes, dann erst kann ein Ei hineingelegt werden. Bei Gefahr versteckt sich der nur fünf Millimeter große Käfer unter Blättern. | Foto: Michael Münch | insekten-sachsen.de

Pappelblattroller (Byctiscus populi)
Seinen Namen hat der Käfer von einem Trick, mit dem es dem Weibchen gelingt, das Blatt welken zu lassen, um es rollen zu können. Es bohrt den Blattstiel an. Zwei Stunden dauert das Einrollen des Blattes, dann erst kann ein Ei hineingelegt werden. Bei Gefahr versteckt sich der nur fünf Millimeter große Käfer unter Blättern.

Großer Gabelschwanz (Cerura vinula)
Mit einer Körper- und Vorderflügellänge im Bereich von 30-35 mm gehört der Große Gabelschwanz zu den größeren Nachtfaltern. Die Grundfarbe seines Körpers und seiner Flügel ist grau bis grauweiß. Darauf befindet sich ein unregelmäßiges Muster aus schwarzen Strichen und Linien. Den Namen hat dieser Schmetterling den gabelförmigen Hinterleibsanhängen seiner Larven zu verdanken. Diese Larven fressen an den Blättern verschiedener Pappelarten und verpuppen sich schließlich in einem festen Gespinst an der Rinde ihrer Fraßbäume.

Während junge Raupen noch gänzlich schwarz sind, zeigen sie sich später in leuchtend gelbgrüner Färbung. Bemerkenswert ist ihr Abwehrverhalten. Bei Gefahr ziehen sie ihren Kopf in ihr erstes Brustsegment zurück und zeigen dem Feind ihre schwarzen Scheinaugen, die von einem auffallend roten Ring umschlossen sind. Dauert die Gefahr an, kann die etwa 80mm große Raupe sogar Ameisensäure in einer Drüse produzieren und über einen Spalt, der sich an der Unterseite ihres Kopfes befindet, zirka 30 cm weit verspritzen. | Foto: Bernd Garbe

Weidenbohrer (Cossus cossus)
Der Weidenbohrer ist ein plump wirkender, überwiegend grau bis gelbgrau gefärbter Nachtfalter, dessen Körper- und Vorderflügellänge ca. 35 mm beträgt. Seine Larven ernähren sich vom Holz von Pappeln, Weiden und vieler anderer Baumarten. Beobachtet werden meist die auf der Oberseite dunkelrot gefärbten Larven, wenn sie auf der Suche nach einem neuen Fraßbaum oder einem Verpuppungsplatz sind. Diese Larven, die über kräftige Mundwerkzeuge verfügen, können 80-100 mm lang und zirka 10 mm dick werden.

Larve des Weidenbohrers. | Foto: Jörg Lorenz | NABU Sachsen
Weidenbohrer-Falter fliegen von Mai bis August. Sie sind recht häufig. Ihre Eier legen sie in Rindenspalten. Dort leben und fressen später auch die Raupen. | Foto: Angela Kühne

Spießrüssler (Dorytomus longimanus)
Der Langbeinige Spießrüssler ist mit etwa 5 bis 7,5 Millimetern der größte Vertreter seiner Gattung, die bei uns in Sachsen mindestens 15 Arten umfasst. Er ist bräunlich gefärbt und besitzt helle Flecken aus winzigen Schüppchen. Ihre Farben variieren zwischen hellbraun und schwarz. Feine Sprenkel kennzeichnen die Deckflügel, feine Punkte den Halsschild. Der Rüssel ist wie ein Spieß nach unten gekrümmt und länger als Kopf und Halsschild zusammen. Spießrüssler leben in Bruch- und Auenwäldern, an Flussufern und Waldrändern. Sie sind vor allem im Frühling häufig zu finden. Pappeln und Weiden dienen ihnen als Kinderstube. Die Eier werden im März unter der Rinde abgelegt. In den Pappelkätzchen und -knospen fressen später die Larven. Bevor der Winter beginnt, verpuppen sie sich im Boden. Dort oder in Rindenspalten am Stamm der Pappeln überwintern auch die ausgewachsenen Käfer.
Die Vorderbeine der Männchen des Spießrüsslers Dorytomus longimanus sind deutlich länger als die der Weibchen. Die Rüsselkäfer sind eine sehr markante und artenreiche Käferfamilie, die bei uns mit über 800 Arten vertreten ist. Einige weitere Rüssler sind die Glanzrüssler, Kurzrüssler, Grünrüssler, Kratzdistelrüssler, Blattrandrüssler und Schwertlilienrüssler. | Foto: Jörg Lorenz | NABU Sachsen
Ein Projekt des NABU Sachsen