Schwarzpappeltagung in Riesa

Die NABU-Fachtagung „Die Schwarzpappel und ihre Lebensräume in Sachsen“ am 28.9.2013 im Kloster Riesa war zweifellos ein beachtlicher Meilenstein in den Bemühungen des NABU Sachsen, den Schutz und die Förderung der jahrzehntelang vernachlässigten Schwarzpappel und ihrer Lebensräume gemeinsam mit dem Sächsischen Staatsministerium für Umwelt und Landwirtschaft (SMUL) und dem Staatsbetrieb Sachsenforst (SBS) voranzutreiben. Ausgewiesene Experten und Aktivisten aus Sachsen, die ganz konkret daran arbeiten, die Schwarzpappeln zu vermehren und auf geeigneten Flächen wieder anzusiedeln, waren zu Gast. Vertreter aus Brandenburg und Baden-Württemberg berichteten ebenfalls über erfolgreiche Aktivitäten zur Förderung der Schwarzpappel in ihren Bundesländern.
NABU-Fachtagung ‚Die Schwarzpappel und ihre Lebensräume in Sachsen’ 2013, Blick in den Tagungssaal des Klosters Riesa. | Foto: NABU Sachsen

Dr. H. Schwarze vom SMUL übermittelte Grüße des Umweltministers Kupfer. Er würdigte die Anstrengungen des NABU Sachsen und versicherte, dass sich das SMUL auch künftig für den Schutz der Schwarzpappel einsetzen und entsprechende Projekte fördern wird. Dr. K.-H. Müller vom NABU Sachsen wies darauf hin, dass die Schwarzpappel trotz einiger Bemühungen zu ihrem Schutz in den letzten Jahren in Sachsen immer noch sehr stark bedroht ist, weil wir Menschen aus zahlreichen sehr unterschiedlichen Gründen seit langem keine Auwälder – die natürlichen Lebensgemeinschaften dieses Baumes – an unseren großen Flüssen dulden. Beispiele für solche Gründe sind überholte Vorstellungen von Hochwasserschutz und darüber, wie eine „schöne“ Flussaue auszusehen habe. Diese Vorstellungen in der Öffentlichkeit, der Politik und den Behörden zu überwinden, war ein wichtiges Teilziel der Fachtagung.

Professor P. A. Schmidt, Präsident der Deutschen Dendrologischen Gesellschaft, stellte die Weichholzaue mit Schwarzpappeln als pflanzensoziologische Einheit innerhalb der sog. Potenziellen Natürlichen Vegetation dar und verwies darauf, dass es sich gleichzeitig um einen prioritären Lebensraumtypen der Europäischen Naturschutzgesetzgebung handelt. Leider kommt dieser Lebensraumtyp mit Schwarzpappel zurzeit in Sachsen kaum noch vor. Einzige Ausnahme an der sächsischen Elbe ist ein kleiner Auwald knapp oberhalb von Riesa, in den die Tagungsteilnehmer vom Kreisnaturschutzbeauftragten K.-P. Dünnebier gemeinsam mit Dr. J. Lorenz vom NABU Sachsen geführt wurden.

Tagungsband 'Die Schwarzpappel und ihr Lebensräume in Sachsen' | Foto: NABU Sachsen
Der Tagungsband (PDF-Format, 12 MB) zu dieser Veranstaltung, herausgegeben vom NABU Sachsen, steht hier zum Download bereit. Download

M. Karopka aus Freiburg in Baden-Württemberg und Dr. M. Tautenhahn vom Nationalpark Unteres Odertal in Brandenburg berichteten über die Vorkommen der Schwarzpappel in ihren beiden Bundesländern und über die dortigen Bemühungen zu ihrem Schutz. Dabei stellte sich heraus, dass das noch vorhandene Potential für die Wiederausbreitung der Schwarzpappel in Sachsen nicht schlechter sondern eher besser ist als in anderen Bundesländern, dass Sachsen in seinen diesbezüglichen Bemühungen jedoch deutlichen Aufholbedarf hat. R. Korte von der Bundesbehörde Wasser- und Schifffahrtsamt Dresden bestätigte die bereits vom NABU Sachsen festgestellte bittere Tatsache, dass die meisten Schwarzpappeln an der sächsischen Elbe im gepflasterten Uferdeckwerk stehen, und deshalb nicht ohne weiteres erhalten werden können. Damit wird die Dringlichkeit, alternative Schwarzpappelstandorte in der Elbaue auszuweisen, unterstrichen!

Dr. J. Lorenz und Dr. K.-H. Müller berichteten über erste Arbeitsergebnisse im Rahmen eines vom SMUL geförderten Projekts zur Erkundung geeigneter Flächen zur Wiederansiedlung der Schwarzpappel an großen Flüssen in Sachsen. Es zeigte sich, dass es an der Vereinigten Mulde einfacher sein wird solche Flächen zu finden als an der sächsischen Elbe.

Für Rückfragen
Karl-Hartmut Müller | NABU Sachsen
Telefon 01578 2333139
Ein Projekt des NABU Sachsen